„Nicht geschimpft ist genug gelobt.“

Lob, Wertschätzung & Feedback im Alltag:

Für Führende häufig ein notwendiges Übel, aber für Mitarbeitende unverzichtbar.

Heute hatte ich Besuch in meiner virtuellen Teamküche von einer Mitarbeiterin aus dem Controlling.

Carola hat vor einem Monat neu in der Firma angefangen und ist Teil des Teams, dass sich mit dem Controlling von Projekten beschäftigt. Sie hat noch eine weitere Kollegin, mit der Sie direkt zusammenarbeitet und einen Vorgesetzten, den Leiter des gesamten Controllings, den Sie nur punktuell sieht, wenn Aufgaben zu verteilen sind oder er eine Rückfrage zu den Auswertungen hat.

Obwohl Carola schon einige Jahre im Controlling in einem anderen Unternehmen gearbeitet hat, fühlt Sie sich unsicher, ob sie das richtige tut, bzw. das was von ihr erwartet wird.

Bisher hat sie sich noch nicht getraut ihren Chef direkt anzusprechen. Ihr Chef wirkt distanziert und nüchtern. Ihre direkte Kollegin – welche Sie auch einarbeitet – hat sie schon vorgewarnt, dass der Chef nicht lobt. „Nicht geschimpft ist genug gelobt.“. Getreu diesem Motto arbeitet sie schon seit 10 Jahren mit ihm zusammen.

Carola ist sich unsicher, ob Sie nach ihrer Einarbeitung einen Beitrag zum Teamergebnis leisten kann, bzw. ob es reicht, um die Stelle zu behalten.

In unserem Gespräch in der Teamküche drehte sich alles rund um das Thema „Feedback und Rückmeldung von Führungskräften“.

Lob, Wertschätzung & Feedback im AlltagNach meiner Erfahrung vergessen viele Führungskräfte oft sehr schnell, wie es ist in der Rolle des Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin zu sein.

Ein anderer Grund, den ich häufig von Führungskräften höre, warum sie nicht loben oder Ihre Wertschätzung auszudrücken ist, dass sie sich unsicher sind, wie sie es tun sollen.

Dabei erscheint ihnen ein Einfaches „Danke“ häufig zu trivial – andere Ideen oder Impulse wiederum werden durch tarifvertragliche Rahmenbedingungen reglementiert.

Doch warum sollte es auch für Führende so wichtig regelmäßiges Feedback zu geben?

  • Feedback ist der einzige Weg, um „blinde Flecke“ bei meinem Gegenüber zu verkleinern. Dazu aber später mehr.
  • Mitarbeitende wissen wo sie stehen und kennen die Erwartungen ihrer Führungskraft. Das gibt Mitarbeitenden Klarheit und Sicherheit in der täglichen Arbeit.
  • Das Kopfkino wird reduziert. Dadurch können Mitarbeitende sich wieder mehr auf Ihre Arbeit konzentrieren.

Wichtig bei Feedback ist, dass der Fokus nicht nur auf den negativen Punkten liegt, sondern auch die positiven Dinge beim Gegenüber in den Blick genommen werden.

Blinde Flecke und das Johari-Fenster.

Das Johari-Fenster ist ein klassisches Modell, auf das ich im Coaching immer wieder gerne zurück greife ist das Johari- Fenster. Dieses Modell visualisiert verschiedene Persönlichkeitsbereiche und zeigt wie es gelingt die eigenen “Blinden Flecke” zu verkleinern. Dieses Johari-Fenster ist ein Fenster bewusster und unbewusster Persönlichkeits- und Verhaltensmerkmale und wurde 1955 von den amerikanischen Sozialpsychologen Joseph Luft und Harry Ingham entwickelt. Es wird unterschieden zwischen dem was wir selbst wahrnehmen und das was andere wahrnehmen können.

Was mir an diesem Modell gefällt ist, dass es zum Einstieg einen leicht verständlichen Überblick über das eigene Wirken und Tun gibt.

Das Johari Fenster unterteilt sich in vier Felder – vier Bereiche. 

Der eine Bereich ist der Bereich der „öffentlichen Person“. 

In diesem Bereich fällt all das was für uns sichtbar ist, aber auch für Personen im außen sichtbar ist. Hierunter fällt wie ich mich präsentiere, was ich von mir erzähle, welche Informationen ich bewusst kommuniziere oder welchen Standpunkt ich offen vertrete.

Der zweite Bereich ist der Bereich der „privaten Person“. 

Ich bin mir dessen Bereich sehr bewusst und entscheide aktiv welche Information ich hier teilen möchte oder auch nicht. Hierunter fallen Dinge, die privat bleiben sollen. Beispielsweise wo ich leben, mit wem ich zusammenlebe oder auch intimere Dinge.

Der dritte Bereich ist ein Bereich des „Unterbewusstseins“.

In diesen Bereich fällt all das, was für uns noch unbewusst ist, aber auch für andere nicht sichtbar ist. 

Der letzte Bereich ist der für uns im Coaching interessanteste Bereich – der “Blinde Fleck”. 

In diesem Bereich fallen alle Punkte, die mir noch unbekannt sind, aber anderer schon an mir wahrnehmen können. Beispielsweise die Art und Weise wie ich laufe, spreche oder mich bewege – wenn ich nicht um diese automatisierten Abläufe weiß. 

Durch Feedback und Selbstreflexion können Sie an Ihrem “Blinden Fleck” arbeiten, um diesen zu verkleinern.

Doch leider ist Feedback geben und Feedback nehmen in unserer Kultur nicht wirklich beliebt und in vielen Arbeitskontexten noch nicht sehr etabliert.

Fragen, die in Bezug auf Feedback häufig in Coaching, Supervision oder Teamprozessen fallen, sind…

  • Wie gelingt es mir gut Feedback anzunehmen?
  • Wie gelingt es mir gut Feedback so zu verpacken, dass es nicht kränkt, sondern als konstruktiv empfunden wird?

Denn letztlich führt nur konstruktives Feedback dazu, dass wir Lust darauf haben an uns selbst zu arbeiten und uns damit selbst weiterzuentwickeln.

Bitte fragen Sie sich: Wann haben Sie das letzte Mal Feedback gegeben, beziehungsweise ein offenes Feedback bekommen?

Und wenn Sie möchten, nutzen Sie diesen Impuls für sich und verteilen Sie heute einfach mal Feedback.

Bitte fragen Sie sich auch: Was gelingt schon gut?

Manchmal sind es auch die kleinen Gesten, die Wertschätzung, Lob oder Feedback signalisieren können. Beispielsweise das Angebot gemeinsam einfach mal einen Kaffee in der Teamküche zu trinken.

Auch mit dem Gefühl abends nach Hause zu gehen sich einfach über den Arbeitstag zu freuen ist es ein gutes Signal.

Wie sagt man so schön: „Man kann nicht in den Kopf des Gegenübers schauen.“

Fragen Sie nach, wenn Sie unsicher sind, ob sich Ihr Mitarbeiter / Ihre Mitarbeiterin Feedback von Ihnen wünscht. Umgekehrt gilt aber auch – bitten Sie Ihre Führungskraft aktiv um Feedback.

Nutzen Sie alle formalen Gelegenheiten für Feedback wie beispielsweise Mitarbeitergespräche, schaffen Sie aber auch neue Gelegenheiten – informelle, um zwischendurch einfach immer mal wieder eine Rückmeldung zu geben. So bleibt man im Kontakt.

 

Herzliche Grüße,

Ihre Eva Scheuba