Das Thema „Verantwortung“ ist in der Zusammenarbeit mit Führungskräften oder Teams fast immer ein großes Thema.
Eine kurze Selbstreflexion.
Inhaltsverzeichnis
- Wie gehe ich mit Verantwortung um?
- Beispiel 1: Bewerbungscoaching
- Ein anderes Beispiel
- Erkennen Sie das Dilemma?
- Wem schreiben Sie für Ihr Scheitern die Verantwortung zu?
- Bin ich bereit die Selbststeuerung aus der Hand zu geben und das Konzept von jemanden anderen zu übernehmen?
- Meine Aufgabe als Coach ist es …
- Und genau darum geht es mir auch bei dem Konzept des „Mindful Leadership-Coaching“
- Ich bin verantwortlich für meinen nächsten Schritt – ob ich ihn gehe oder eben auch nicht
Wie gehe ich mit Verantwortung um?
- Verantwortung übernehme ich für mich.
- Verantwortung übernehme ich für mein Unternehmen.
- Verantwortung übernehme ich für meine Entscheidungen.
- Verantwortung übernehme ich für den Prozess.
- Verantwortung übernehme ich NIEMALS für andere Menschen.
- Verantwortung einfach an sich zu ziehen ist für mich GRENZÜBERSCHREITEND.
Verantwortlich für jemand anderen zu sein, bedeutet auch oft SCHULD & DRUCK für dessen Scheitern zu übernehmen und im Erfolgsfall leer auszugehen. Häufig eine ungünstige Kombination, da man selbst den wenigsten Erfolg auf den Einfluss eines Coachees hat.
Beispiel 1: Bewerbungscoaching.
Es kommt ein Mann zu mir ins Bewerbungscoaching und möchte sich beruflich verändern. Er hat noch keine konkreten Vorstellungen, wohin die Reise gehen soll und schwankt zwischen verschiedenen Optionen. Er sucht bewusst meine Expertise als frühere Personalleiterin und Coach.
Wir können im Coaching die verschiedenen Optionen gemeinsam reflektieren und die nächsten Schritte vorbereiten. Doch egal wie gut wir gemeinsam gearbeitet haben, obliegt der letzte Schritt – die Absendung der Unterlagen – meinem Coachee. Wir können eine TOP-Bewerbung erstellt haben, wir können kommende Bewerbungsgespräche bereits gut vorbereitet haben und dennoch gelingt es dem Coachee manchmal nicht, die Bewerbung in den Briefkasten zu werfen und abzuschicken.
Es gibt sicherlich 1000 gute Gründe dafür.
Und doch wäre ich – wenn ich Verantwortung für den beruflichen Wechsel meines Klienten übernommen hätte – gescheitert. Wir haben das Ziel in seiner ursprünglichen Formulierung nicht erreicht.
Lasse ich jedoch die Verantwortung bei meinem Klienten kann es zwar sein, dass er im ersten Moment die Welt nicht mehr versteht, warum er die Bewerbung nicht abschicken kann, aber genau an diesem Punkt können wir weiterarbeiten.
Wir arbeiten am Verstehen des guten Grundes.
Ein anderes Beispiel.
Ich arbeite viel im Bereich Führungskräfteentwicklung mit Führungskraft, die neu in dieser Rolle sind. In den ersten Wochen, Monaten oder manchmal auch erst nach Jahren zeigen sich die ersten Stolpersteine. Die Zusammenarbeit wird konfliktbehafteter, die Motivation leidet und es entstehen Abstimmungsprobleme.
Ein häufiger Wunsch dieser Führungskräfte ist es dann an ihrer Kommunikation mit Mitarbeiten zu arbeiten, an ihrer Rolle oder persönlichen Mustern, die sie als kontraproduktiv erleben. Immer mit dem Ziel, dass die Zusammenarbeit besser wird. Oft stellt sich dann heraus, dass es noch ein Thema hinter dem Thema gibt wie beispielsweise Strukturen, Prozesse oder persönliche Sympathie vs. Antipathie.
Wer trägt in diesem Führungskräftecoaching letztlich die Verantwortung für eine bessere Zusammenarbeit? Ich als Coach?
Wenn Sie jetzt gedanklich mit „ja“ geantwortet haben, dann sollte ich mich sputen und mich auf die Stelle der Führungskraft bewerben. Nur wenn ich wirklich alle Fäden in der Hand halte, kann ich auch die volle Verantwortung für mein Handeln, mein Tun, meine Kommunikation – in Bezug auf das Ziel – übernehmen.
Hier gibt es drei wesentliche Fragen:
- Wer braucht die Teamführungskompetenz, um das Team effektiv zu führen?
- Wer kann die Aufgaben der Teamführung im Alltag übernehmen?
- Was gehört von den Aufgaben der Teamführung, was in die Hände eines Coaches?
Erkennen Sie das Dilemma?
Ich möchte Sie zu einem Gedankenexperiment einladen …
Stellen Sie sich vor Sie stehen vor einer wichtigen Entscheidung. Egal ob privat oder beruflich. Ihnen ist es superwichtig, dass es die richtige Entscheidung wird.
Die Gefahr eine falsche Wahl zu treffen beträgt 50 %.
Sie haben Angst zu scheitern, es baut sich ein innerer Druck auf und sie wissen gar nicht was Sie tun sollen.
Da kommt Ihnen die Idee jemanden, um seinem Rat zu fragen.
Sie werden mit Sicherheit jemanden finden, der Ihnen die Entscheidung abnimmt und Sie in die eine oder andere Richtung berät.
Jetzt stellen Sie sich weiter vor… der Rat war genau falsch. Sie haben die fehlerhaften 50 % gewählt und sind gescheitert.
Wem schreiben Sie für Ihr Scheitern die Verantwortung zu?
Warum mich dieses Thema beschäftigt: In den letzten Wochen hatte ich ganz großes Übungsfeld um mir über meine Rolle und Haltung als Coach noch einmal klar zu werden.
Mir klar zu werden was ich will, was ich kann und was ich sollte, wofür ich stehe und wofür eben auch nicht.
Die Kernfrage, die für mich dahintersteht, ist …
- Was ist nun meine Rolle im Coaching, aber auch in ähnlichen Formaten wie Supervision, Teamentwicklung oder Mentoring?
- Welche Haltung nehme ich ein? Welche Verantwortung nehme ich an und welche eben auch nicht?
Spannende Fragen, zu denen ich jetzt eine noch größere Klarheit gewonnen habe. Es gibt immer Dinge die sind verhandelbar, Haltung für mich eben nicht.
Selbstverständlich kann ich als Mensch den Wunsch verstehen Verantwortung in gute Hände abzugeben. Manchmal würde ich mir das sogar für mich wünschen.
Doch will ich, dass mein Leben, mein Unternehmen oder im besten Fall noch beides von einem anderen Menschen für mich „designt“ oder gelenkt wird.
Bin ich bereit die Selbststeuerung aus der Hand zu geben und das Konzept von jemanden anderen zu übernehmen?
Ich würde diese Frage für mich persönlich klar mit NEIN beantworten. Und von daher ist es auch für mich als Coach nicht der richtige Weg.
Es wäre zwar nett manchmal jemanden an meiner Seite zu haben, der mit mir meine Entscheidungen bespricht und dann diese Entscheidung für mich trifft, aber der Preis für diese „Leistung“ wäre mir zu hoch.
Meine Aufgabe als Coach ist es …
- meine Coachees zu befähigen ihren eigenen Weg zu finden und Entscheidungen alleine zu treffen.
- das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen bei meinem Gegenüber zu stärken.
- die Verantwortung dort zu lassen, wo sie hingehört.
- meinen Coachee bei seinen nächsten Schritten zu begleiten in seiner ganz individuellen Geschwindigkeit.
Coaching ist immer nur Hilfe zur Selbsthilfe. Ich vertraue auf die Kompetenz meiner Coachees.
Jeder einzelne meiner Kunden und meiner Kundinnen hat das Potential ein gutes Leben zu führen.
Und genau darum geht es mir auch bei dem Konzept des „Mindful Leadership-Coaching“.
Es geht darum bewusst wahrzunehmen welche Wünsche und Bedürfnisse ich habe, achtsam mit mir selbst zu sein, aber auch bewusst die Verantwortung für meine Entscheidungen, mein Handeln und mein Tun zu übernehmen.
Und eine Bewusstheit, dass das was ich mir an Beratung – egal ob Coaching, Supervision, … – „zukaufe“ lediglich zur Reflexion meines Standpunktes oder meiner Optionen und zur Entscheidungsvorbereitung dienen kann.
Ich bin verantwortlich für meinen nächsten Schritt – ob ich ihn gehe oder eben auch nicht.
Wofür möchten Sie gerne mehr Verantwortung übernehmen?